Vor kurzem hat Siemens die Auslieferung seines fünfmillionsten ISDN-Netzabschlussadapters (NTBA) verkündet. Gleichzeitig gaben die Münchener bekannt, noch schnellere Hardware als Nachfolgelösung für die bisherige ISDN-Technik liefern zu wollen. Dabei wird es sich aber nicht um ein neues ISDN mit neuen Protokollen handeln. Siemens hat im Dezember letzten Jahres seine Marktlösung für Voice-over-DSL vorgestellt. Bisher wird DSL eigentlich dafür genutzt, Daten mit akzeptabelen Transfer-Raten aus dem Internet zum Nutzer und umgekehrt zu transportieren. Die durchschnittlich angebotene Übertragungsrate im Download liegt bei 768 kBit/s (zum Beispiel bei der Deutschen Telekom). Die Daten werden in Pakete zerlegt und über das Netzwerk, mit dem der Nutzer dauernd verbunden ist, versendet.
Sprache wird hingegen leitungsorientiert übermittelt. Zwei Gesprächspartnern steht die (Telefon-)Leitung während eines Telefonats exklusiv zu Verfügung, egal ob Sprache übertragen wird oder nicht. Die Leitung ist also blockiert für andere Dienste. Voice-over-DSL ermöglicht den Versand von Sprache in Datenpaketen. Der Vorteil ist, Leitungen werden nicht exklusiv belegt (blockiert) und es wird nur dann Kapazität reserviert, wenn diese auch benötigt wird.
Bei Voice-over-DSL bekommt man folglich einen reinen DSL-Anschluss. Die Zahl der gleichzeitig möglichen Sprachkanäle hängt von der Datenrate pro Kanal sowie der für den Uplink zur Verfügung stehenden Bitrate ab. 64 kBit/s pro Kanal sind ISDN-typisch, durch Kompression kann aber der Bedarf pro Sprachkanal noch reduziert werden. Für den Uplink sind bei ADSL mindestens 768 kBit/s möglich, bei SHDSL sogar 2,3 MBit/s. Entsprechend können mit der neuen Technik dutzende von Sprachkanälen über ein Kabel geführt werden. Damit kann das vorhandene Kupfer-Telefonnetz somit auch für Telefonie deutlich effizienter genutzt werden als mit ISDN.